„Female Choice“ ist in der Biologie ein Prinzip, wonach die Weibchen sich aussuchen, mit wem sie sich paaren, und die Männchen daher in eine Konkurrenz zueinander geraten. In den menschlichen Zivilisationen ist das irgendwann umgekippt, ungefähr im Neolithikum, das Patriarchat wurde eingeführt (darüber habe ich kürzlich schonmal ein Buch gelesen) und die Monogamie. Die Frauen hatten keine Wahl mehr, sondern durften nur von dem ihnen jeweils zugeordneten Mann ein Kind bekommen.
Die Biologin Meike Stoverock vertritt in ihrem gleichnamigen Buch die These aufgestellt, dass mit dem Ende des Patriarchats auch die „Female Choice“ zurückkomme. Die Geschichte von dessen Entstehung beschreibt sie ungefähr so: Mit der Sesshaftigkeit wurden Frauen zu männlichem Besitz, das führte dazu, dass wenige Männer die Reproduktion für sich monopolisierten – also während schon bei der „Female Choice“ nicht alle Männer sich fortpflanzen können, weil viele von ihnen nicht von den Frauen „ausgewählt“ werden, wurde es am Anfang des Patriarchats umso schlimmer, da sich Herrschaftsverhältnisse unter Männern herausbildeten und am Ende nur noch wenige ihre Gene weiterreichen konnten (dafür scheint es auch Belege in der Forschung zu geben). Die Monogamie wurde quasi als Reaktion darauf eingeführt und die Frauen sozusagen gerecht über die Männer verteilt.
Nun aber, mit Emanzipation und Feminismus, funktioniert das nicht mehr, und deshalb müssen wir uns wieder darauf einstellen, dass die Frauen sich nicht jede einen anderen Mann heraussuchen, sondern es sich wieder bei einigen ballt. Kulturell müssen wir gewissermaßen lernen, dass man (und vor allem Männer) auch ein erfülltes Leben ohne Sex haben können, weil bei freier Damenwahl gibt es eben keinen (heterosexuellen, reproduktiven) Sex für alle.
Eine tragende Rolle spielt laut Meike dabei die Religion, die nämlich den symbolischen Legitimationsrahmen für all das eingeführt hat, und deshalb gehört zur Wieder-Einsetzung der „Female Choice“ auch die Entmachtung des Christentums – um es jetzt mal kurz zusammenzufassen. Ich sehe das ein bisschen anders, vielmehr bin ich der Auffassung, dass der Säkularismus auch nicht besser ist.
Meike hat die Erscheinung ihres Buches mit einer Reihe von Podcasts begleitet, zum Thema „Feminismus und Religion geht das zusammen?“ hat sie mich eingeladen, und hier könnt ihr das anhören!
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