Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen?

„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ – dieser Satz von Paulus wird häufig zitiert, und zwar in der Regel falsch. Die einen führen es als Beleg dafür an, dass auch Paulus gegen ein Bedingungsloses Grundeinkommen wäre, weil nur die, die arbeiten, auch essen sollen (was offenbar als Metapher für „Geld bekommen“ gelesen wird). Die anderen nehmen es als Beleg dafür, dass schon Paulus für so etwas wie eine protestantische Arbeitsethik gewesen wäre.
Auch in dem aktuellen Heft von „Brandeins“ zum Thema Faulheit wird dieses Zitat in diesem Sinne genannt. Ich schrieb deshalb einen Kommentar an die Redaktion, den ich hier auch nochmal poste:
Das interessante Heft über Faulheit habe ich gerne gelesen. Zwei Mal führen Sie darin jedoch (in unterschiedlichen Artikeln) das Paulus-Zitat „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ als Beleg dafür an, dass das Christentum (damals schon) gegen Faulheit gewesen wäre. Sicher ist das später in der Kirche oft so ausgelegt worden. Paulus hat aber etwas anderes gemeint. Er richtet den Satz nicht an die „Faulen“, sondern an die Reichen, die gewohnt waren, andere für sich arbeiten zu lassen. Aber in der christlichen Gemeinschaft sollten genau diese Hierarchien nicht mehr gelten, und zwar ganz konkret bei gemeinsamem Essen: Da sollten nicht die einen arbeiten und die anderen sich an den gedeckten Tisch setzen, sondern, „Da ist nicht Arm und Reich“ und eben auch: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht (mit)essen)“. Es ist ein Appell für soziale Gleichheit, und kein Appell gegen Faulheit.
Wisster Bescheid.

47 Antworten auf „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen?

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  1. Textauslegung leidet immer an einer bestimmten Krankheit: Sie findet im geistigen Horizont des jeweiligen Interpreten statt und wenn dieser nicht gelernt hat, sauber wissenschaftlich zu arbeiten, dann gewinnt bewusst oder unbewusst immer der geistige Horizont, statt der Text. Will sagen: Textauslegung ist immer auch ein Kind des jeweiligen Zeitgeistes. Seit der Entwicklung der Historisch-Kritischen Methode und mit der Möglichkeit moderne Archäologie hat sich einiges verbessert, aber noch immer ist die Kultur, in der der Interpret lebt, oftmals ausschlaggebend für das, was dieser im Text liest. Wenn jemand dann von vorn herein einem Text einen Wahrheitsanspruch zuerkennt, sind vielen Problemen und Übergriffen Tür und Tor geöffnet

  2. Das Christentum war ja eine Religion, die zunächst mal viele Anhänger unter den Sklaven gefunden hat, bis sie dann 300 Jahre später unter Konstantin zur Staatsreligion wurde. Es leuchtet ein, dass der Satz „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ ursprünglich gegen die Sklavenhalter (Reichen) gerichtet war und erst später umdefiniert wurde, als das Christentum die reicheren Schichten in Rom erfasst hat.
    Die Sklaven werden ja nicht freiwillig einer Religion anhängen, in der sie noch mehr unterdrückt werden und noch mehr Arbeitsleistung aus ihnen herausquetscht wird.

    Nichtsdestotrotz ist das, was Paulus sagt, eben nicht die Botschaft von Jesus, der sagte: „Seht die Vögel auf dem Felde. Sie säen nicht, sie ernten nicht, und unser himmlischer Vater ernährt sie doch.“
    Die Haltung von Jesus ist grundsätzlich eine andere als die von Paulus. Jesus definiert den Menschen nicht über Arbeit, Paulus hingegen tut genau das. Letztendlich ist es egal, welche Gruppe abgemahnt wird – die Reichen und/oder die Faulen – der Tatbestand, dass Arbeit den Wert des Menschen ausmacht, wird bei Paulus zum Dogma. Paulus ist damit schon der Begründer unserer westlichen „Arbeitsgesellschaft“, die protestantische Arbeitsethik geht auf ihn zurück und nicht auf Jesus.

    Im Übrigen ist das Urchristentum kritisch zu betrachten und durchaus vergleichbar mit modernen esoterischen Sekten, die Besitzlosigkeit von ihren Anhängern fordern, wobei die Sekte als solche sich bereichert und zwar nicht unbedingt die Sektenführer reich sind, aber doch Besitz angehäuft wird, von dem die Gemeinschaft nichts hat. Das ist ja auch der Weg, den die katholische Kirche und ihre diversen Abspaltungen gegangen ist. Der Papst ist ein armer Mann, während „die Kirche“ über ein Vermögen von mehreren Billionen verfügt, das eben gerade nicht mit den Armen geteilt wird. Das war auch im Urchristentum nicht anders, wie die Episode mit Hananias und Saphira (Apg. 5, 1-11) belegt.

    1. >Die Haltung von Jesus ist grundsätzlich eine andere als die von Paulus. Jesus definiert den Menschen nicht über Arbeit, Paulus hingegen tut genau das.Im Übrigen ist das Urchristentum kritisch zu betrachten und durchaus vergleichbar mit modernen esoterischen Sekten,…… die Besitzlosigkeit von ihren Anhängern fordern, wobei die Sekte als solche sich bereichert< –
      ob das nicht im Grossen und Ganzen noch immer auch das Gesamtbild unserer moralischen Gegebenheiten beschreibt? Wenn ich z.B. an die Arbeits-, Miet- und Steuersklaven der Gesellschaft denke, die nach 35 Jahren Arbeit von der erhaltenen Rente weder den eigenen Lebensunterhalt noch den Verbleib im langjährig bewohnten zu Hause bestreiten können, oder an verHarzte4, besonders Alleinerziehende denke, die von (nur) wohlversorgten Mitgliedern der Gesellschaft bei geringsten Problemen sanktioniert werden und deren Kionder aus ALLEN Teilhaben normalen ausserschulichen Lebens bereits strukturell ausgeschlossen sind …
      Nochmal: Wieso also dann das "Urchristentum"?

      1. Die Haltung von Paulus ist die gleiche, wie die von Jesus. Es führt nur Missverständnissen, wenn man arbeiten und Arbeiten bei Paulus auf anachronistische Weise kapitalistisch versteht ; nämlich konnotiert mit Arbeitsplatz, Lohnerwerb, vorsätzlich geplante und regelmäßige Tätigkeit, jahrelange Ausbildung, erworbene, verbesserte Kenntnisse, Selbstdisziplin, Bewerbung schreiben, Unternehmen gründen etc.

      2. Wieso das Urchristentum?
        Fingerphilosoph meinte damit bestimmt, dass das eine Art Sekte ist, die nicht erlaubt, dass ihre Anhänger etwas besitzen, wie das beispielsweise der Papat auch nicht hat.
        Paulus ist für arbeiten, damit wir was haben. Wir brauchen ja mehr als die Vöglein im Feld! Und die alleinerziehenden Mütter sind keine Schmarotzer von unserem Sozialsystem, denn man
        sollte sie mit genügend Geld ausstatten, damit sie sich sorgenfrei um ihre Kinder kümmern können und nicht als noch die Sorge haben, sich um einen Arbeitsplatz bemühen zu müssen!

        Darunter haben die Kinder auch zu leiden!
        Deswegen müssen die Mütter anders gewertet werden wie arbeitsscheue junge Männer.
        Mütter mit Kindern haben genau so viel Arbeit oder sogar noch mehr wie verheiratete Mütter mit einem mehr oder weniger mithelfenden Ehemann. Der vielleicht auch noch Sorgen um die Kinder abnimmt!

      3. jetzt mal eine Frage an Euch allen: Was interessiert eigentlich, was ein Typ vor knapp 2000 Jahren in einen Brief an einen bestimmten Adressaten geschrieben hat? aus welchen Gründen macht man aus seiner Ansicht irgendein diskussionswürdiges thema für heute? Die Arbeitswelt des Paulus ist hat nichts mehr etwas mit der heutigen Arbeitswelt zu tun, die Situation und Empfindung der Leute ist eine völlig andere, die Themen, die die Leute dmals beschäftigten, sind andere, niemand sucht mehr einen gnädigen Gott, jeder hat zig götter zur Auswahl plus die Option auf keinen Gott, und mit jeder Auswahl lebt es sich gut. Die meisten arbeiten mit dem Kopf, physische Arbeit ist an Maschinen oder andere Länder mit geringen Lohnniveau ausgelagert. Unterbezahlte Jobs, Niedriglohnsektor gibt es heute, gab es damals und wird es immer geben. Reiche wird es immer geben, ob die faul sind oder nicht … ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass irgend jemand hier das beurteilen kann. Wer von den Kommentierenden hier lebt denn in der high society mit einem Jahreseinkommen von 2 – 3 stelligen Millionenbetrag??? Wer nicht, hat seine Infos bestenfalls aus 2., meist wohl aus 3. Hand (Medien) oder aus seiner eigenen Fantasie. Alles nicht sonderlich fundiert, oder? Also zu meiner Eingangsfrage: Who the f*ck cares about Paul and the bible?

  3. @Antje Schrupp
    Wie stets: Da kommt eine treffliche allen (!) Menschen, ob Christ oder nicht, erklärbaren und von diesen akzeptierbaren Sinneröffnung eines alten Satzes eines Religionsvorderen – und schon bemüht sich die Religionswissenschaft, das zu unterbinden oder zu bezweifeln – wieso?
    Statt schlicht – wie ich hier mal eben – danke zu sagen für diese einfühlsame und nachvollziehbare Klarstellung, die dem Christentum mehr nutzt, als alle denkbaren anderen Auslegungen dazu zusammen auf die Waage bringen könnten, popelt man herum mit nicht erkennbaren Zielstellungen.
    Ist es denn wichtig, ob (!) Paulus das SO gemeint hat oder eben anders, oder ob wir heute es so verstehen wollen, wie Antje Schrupp das menschlich so wertvoll beschrieben hat?
    Was mag da wohl dem originären Anliegen des Christenschöpfers mehr gerecht werden, die radikal vernunftorientierte menschliche Sicht, oder das preußisch-protestantisch überhöhte Zentrum des Arbeitens als seeligmachendes Phänomen, und: wieso ist über diesen Umdenkweg letztlich nicht zumindest AUCH gemedint, wer reich ist hat auch zu arbeiten und nicht von der edienung zu leben??
    War da evtl. im Protestantischen noch ein Problem Luthers (oder Calvins?), neben dem Antijudaismus?
    Entweder ist (nach @fingerphilosoph) „reich“ gleich „faul“, dann ist man zu unrecht reich, oder man ist nicht reich, weil man faul ist, was heißen würde, wer nicht faul ist muss reich sein – nichts davon geht auf in der realen Welt, es sei denn, „harte“ verältlichte Protestantenzuchtmeister quälen es dahin oder davon weg (verbal).
    Der tiefere Sinn erhält den Zuschlag, und der ist zu allen Zeiten wohl die Sicht von Antje Schrupp gewesen, oder noch heute ein Stern am Firmament.
    Das stimmt mich als religionsfrei lebendes Menschlein fröhlich, da das eine wichtige (menschliche) Gemeinsamkeit zu den Religionspraktikanten ist.

  4. “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen” – dieser Satz von Paulus wird häufig zitiert, und zwar in der Regel falsch.“

    Könnte das Zitat bitte genau benannt werden? Wo sagt Paulus angeblich “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen” Welche Stelle wird hier zitiert? 2. Thessalonicher?

    1. als Kind war ich froh, dass das in der Bibel stand. Ich mußte immer helfen, meine Schwestern nicht, aber hatten die gleichen Rechte wie ich.
      Als ich größer wurde, und es von alten Leuten hörte, dachte ich an die Behinderten im 3. Reich.

      Nun beklagen sich viele Ehemänner im Scheidungsprozess, dass ihre Ehefrauen sie finanziell ausnutzen wollen. Das ist eine Kunst, worauf die Frauenstolz sind.

      Wenn das in der Bibel steht, dann sollten doch die hart arbeitenden Leute, die sich etwas erschaffen haben geschützt werden, oder?
      Kommt ja auch drauf an, in welchem Zusammenhang es gemeint ist.

  5. Der Satz im 2. Thessalonicher-Brief lautet nach der Einheitsübersetzung:
    „Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. “ So findet er sich auch in der Luther 1984.
    Wie auch immer der Verfasser des Briefes das nun gemeint haben mag, Paulus war es jedenfalls nicht. Der 2. Thess. gehört zu den sogenannter Deuteropaulinen.

    1. „Paulus war es jedenfalls nicht.“ Exactly. Wer nicht Paulus ist, soll auch nicht als Paulus falsch zitiert werden. Oder für anachronistische Eisegese missbraucht werden.

    2. So, nun weiß ich , wie es gemeint ist:
      Es geht um die faulen, die nichts machen wollen, aber viel von dem Erarbeitetem Vermögen haben wollen.

      Nicht um Ausnutzung der Sklaven:
      2 Thess; 3,2
      Betet auch darum, dass wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an.

      2 Thess; 3,10
      Denn als wir bei euch waren, haben wir euch die Regel eingeprägt: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.

      Es geht eher um diese Ehemänner (gilt auch umgekehrt), die sogar das von ihren Eltern ererbte Vermögen an die faulen Frauen nach der Scheidung abgeben müssen, wie ich es aus einem Fall in Österreich kenne.
      Sie kann damit natürlich auch nicht umgehen und lässt alles verfallen.
      Also auch diese Phänomen ist in der Bibel erwähnt!

  6. @Aline @Burhanuddin1 ob Paulus oder Deuteropaulinen … die beiden haben für die christlichen Kirchen genau die selbe Offenbarungsqualität wie die Evangelien oder restliche SC
    chriften des Neuen Testaments. Folglich ist es ziemlich egal, ob es von Paulus direkt ist oder von jemand, der sich auf dessen Namen beruft oder von sonst einem neutestamentlichen Autor. Auch wenn eine Paulus-Meinung gegen eine Jesus-Meinung stehen sollte, hat das hinsichtlich der christlichen Tradidion keinerlei Bedeutung. Alles, was über die beiden im NT steht, zählt zur Offenbarungschrift und in dieser gibt es im Christentum keine qualitätiven Unterschiede.

    1. Interessant – jm.
      Die christlichen Kirchen haben da sehr wohl ein unterschiedliches Verständnis, was die Qualität der Offenbarung in den Evangelien und den Apostelbriefen anbetrifft. Daher ist es überhaupt nicht egal von wem, was ausgesagt ist. Im übrigen ist der Begriff der Offenbarungsschrift mir nur aus dem Islam bekannt. In der Kirche kennt man das nicht.
      Allerdings ging es hier auch nicht nur um den Pseudo-Paulus, sondern auch um das Pseudo-zitat, das bereits falsch zitiert wurde und dies der Frau Schrupp in ihrem Eifer gar nicht aufgefallen war. Sie hat sich hingegen darüber hergemacht und eine nette Geschichte über Reiche und Arme erzählt, die in keiner Weise aus der Quelle herleitbar ist. Nimmt man aber den Inhalt des Briefes und das Thema des Glaubensabfalls, dann geht es nicht um Reichtum oder Armut, sondern um christliche Lebensweise. Und da ist der Wille, um den es ja in dem Zitat geht, ganz wesentlich. Und insofern lässt sich eben durchaus dieses Zitat gegen die Faulheit verwenden oder gegen das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens.

      1. @Alina – die Frage, ob sie eventuell Arbeiten sollen oder nicht, stellte sich damals für Arme ja überhaupt nicht. Sie hätten daher einer solchen Ermahnung nicht bedurft.

      2. @Alina ich weiß nicht, von welchen Christen Sie nun sprechen. Imevangelischen oder katholischen Gewand zählt das Christentum durchaus zur Offfenbarungsreligion und diese beiden Kirchen kennen keine Unterschiede zwischen den einzelnen Büchern hinsichtlich der Offenbarungsqualität. übrigens sind Sätze vor 2000 Jahren nicht geeignet, um heutige Entgeldmodelle zu bestätigen oder zu widerlegen. Wenn man so an die Schriften rangeht, dann müssten heute sämtliche Christen noch mit dem Esel reiten.

  7. Liebe Frau Schrupp,
    die Ermahnung bezieht sich auch nicht auf Reiche, sondern sie bezieht sich auf die Christen, die in der Parusie, die sie als unmittelbar bevorstehend verstanden haben, sich nicht mehr um die normalen sozialen Angelegenheiten kümmerten, z.B. arbeiten und damit dann den anderen, den Nicht-Christen zur Last fallen. Sie haben da einen völlig falschen Ansatz – es geht um das Verhältnis von Christen und Nicht-Christen und nicht um das Verhältnis von reichen und armen Christen. Ansonsten beschäftigen Sie sich mal mit dem biblischen Arbeitsverständnis und v.a. das von Paulus, das immer als Schöpfungsarbeit gesehen wurde und bei Paulus als Arbeit an der neuen Schöpfung. In diesem Sinne ist auch das Essen gemeint, als Anteil an den Früchten der Schöpfungsarbeit.

    1. „… sie bezieht sich auf die Christen, die in der Parusie, die sie als unmittelbar bevorstehend verstanden haben, …“ Exactly. Kontext, Kontext, Kontext, Frau Dr. Schrupp

  8. @Jm,
    Offenbarungsreligion und Offenbarungsschriften ist was anderes. Sie sprachen von Offenbarungsschrift. Und das ist das islamische Verständnis des Qur’an, der Offenbarung Gottes an Mohammed. Hier haben wir es mit einer Schrift zu tun.
    Nach christlichem Verständnis ist Jesus Christus Offenbarung Gottes, als Person. Die Hl. Schrift – das AT und das NT – hat dazu den entsprechenden Stellenwert, da sich für den Gläubigen Jesus Christus, als Gottes Offenbarung erschließt, durch das Zeugnis. Der Kanon mit den Apostelbriefen und der Apostelgeschichte, sowie der Offenbarung des Johannes ( einer Offenbarungsschrift, i.S. einer Vision) ergibt dann auch ein Bild für die Gemeinschaft der Christen, der Kirche also.

    Ich wünsche noch einen angenehmen weiteren Diskurs hier – und verabschiede mich.

  9. @Alina 10. September 2015 um 23:52
    So, Alina, da haben Sie ja jetzt richtig (versucht?) Tacheles gesprochen. Das Thema dieses blogs war ein anderes, nicht bemerkt?
    Das Thema dieses blogs hatte z.B. für einen atheistisch lebenden Menschen auch einen hochbrisanten Gegenwartsbezug, den Frau Schrupp (aus meiner Sicht nicht ganz schlüssig) aber immerhin aus dem Christentum versuchte, herzustellen – aber das war Ihnen ja nicht so wichtig, Sie disputieren lieber über historische Quellen, die letztlich alle nur Sekundärquellen sein können und ausschließlich im damaligen Kontext ihrer Entstehung Bedeutung erlangen konnten – nur wir leben halt heute, und seien Sie gewiß:
    Auch unsere Zeit hat ihren eigenen (!) Kontext, und was auch immer zuvor jemand auf schrieb oder übersetzte – dieser Kontext war mit Sicherheit weder dabei noch angedeutet noch erahnbar.
    Nicht nur Atheisten müssen sich mit Gegenwart befassen, auch Christen kommen wohl nicht umhin, jeder für sich den Weg, die Quelle und den Passus zu suchen und zu finden, der aus den Überlieferungen heute zu uns passt.
    Im Gegensatz zu Ihnen verabschiede ich mich nicht, außerdem nehme ich Ihnen bei Ihrem Engagement Ihre „Verabschiedung“ schlicht nicht ab, und Sie wissen das auch.

    1. Falsche Zitate und falsche Quellenangaben sind genau das, in Gegenwart und Antike. Dubiose Meinungen aufgrund falscher Behauptungen sind genau das, in Gegenwart und Antike.

  10. @Burhanuddin1 14. September 2015 um 9:22
    „sind genau das …“ – ?
    Und was bitte?
    Was sollen die „genau“ sein?
    Meinen Sie eine Meinung, die dubios sei, oder dass es überhaupt eine Meinung zu einer falschen Behauptung gäbe, oder auch das „dubios“ sei?
    Solange der gemeinte Kontext eines Zitates eindeutig erkennbar ist, mag man sich ärgern über die Zitiererei, so die vorn an stehen soll.
    Soll jedoch das Wesen des Zitates benutzt werden, um anderen Bezug zu erzeugen, müßte man halt diesem Gedankengang folgen wollen, und das auch können.

    1. Zu falschen Zitaten und falschen Quellenangaben siehe oben.
      Meine Meinung: In diesem Post werden falsche Bezüge aufgrund falscher Zitate konstruiert. Also genau das, wofür die Redaktion „Brandeins“ kritisiert wird. Welch Ironie.

  11. @Burhanuddin1 15. September 2015 um 9:16
    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie über meine Bemerkung mal nachgedacht haben.
    So wie Sie das sehen, haben Sie geschrieben. Nun gehen Sie einfach für 3 Sekunden in sich und prüfen, ob man den gleichen Sachverhalt auch anders sehen könnte, kann.

    Jede Einschätzung ist grundsätzlich primär vom Standpunkt bestimmt, vom eigenen. Wer sagt Ihnen, dass der Ihre der einzige, ja sogar der einzige richtige sei?
    Geben Sie mir halt dessen Adresse, ich könne die Hilfe einer solchen unfehlbaren Person auch gelegentlich benötigen.
    Und Ihr Stand Platz ist demnach „werden falsche Bezüge aufgrund falscher Zitate konstruiert“, wenn ich das richtig sehe?
    Wobei man doch sowohl falsche wie richtige Bezüge sehr wohl aufgrund falscher und auch richtiger Zitate konstruieren kann, manchmal sogar alles seltsam verquickt gleichzeitig, was spricht dafür oder dagegen?
    Ein Bezug – egal welcher – ist immer die gewollte Herstellung einer Verbindung und daher nie falsch an sich, weil er dann nämlich keiner mehr wäre, ein Bezug: Ein „falscher Bezug“ ist kein Bezug, deshalb „falsch“.
    Und nun?
    Mit dem Zitat ist das wohl nicht anderes: Ein „falsches Zitat“ ist KEIN Zitat.
    Was möchten Sie nun sagen?

    1. “Die christliche Haustafel”: (1. Koloser)
      “Ihr Weiber, seid untertan euren Männern in dem HERRN, wie sich’s gebührt.”
      (1 Kolosser 3, 18)
      “Ihr Knechte, seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herren, …”
      (1 Kolosser 3, 22)

      “Alle, die als Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten.”
      (1 Tim 6,1):

  12. @Burhanuddin1 15. September 2015 um
    In meinem vorigen Kommentar sagte ich zu Ihnen.
    „Jede Einschätzung ist grundsätzlich primär vom Standpunkt bestimmt, vom eigenen. Wer sagt Ihnen, dass der Ihre der einzige, ja sogar der einzige richtige sei?
    Geben Sie mir halt dessen Adresse, ich könne die Hilfe einer solchen unfehlbaren Person auch gelegentlich benötigen.“

    Wenn ich das nun richtig einschätze, versuchen Sie, mir irgendwelche Tips zu dieser Anfrage zu vermitteln, Texte, die vor vielen Jahrhunderten irgendwelche Menschen sich erdachten und zu Papier brachten – oder sind Sie etwa der Ansicht, dass dies nicht von Menschen wie du und ich gemacht wurde?
    Nun, egal, irgendwie muss die von Ihnen verwiesene Literatur ja mit menschlichem Geist und Handwerk auf das Papier gekommen sein, sonst hätten Sie diese Quellen heute nicht.

    Dabei sieht es fast so aus, als ob Sie von gegenläufige Ansichten aus der gleichen Zeit aus anderen Ecken der Erde nie etwas gehört haben, wegghört haben.
    Fehlte nur noch, dass Sie auch noch den Martin Luther zitieren mit seiner Hudenhetze und der Empfehlung, doch deren Gotteshäuser, deren Asylhäuser einfach anzuzünden, damit man sie los wird, die Juden.
    Ja, Frauen, Sklaven, Juden und alles, von dem der frühe Klerus annahm, dass es sich nicht wehren kann, soll geschmäht, unterworfen und benutzt werden.

    Sicher wollten Sie damit nur provozieren, oder sollen Ihre Zitate IHRE christliche Erziehung und Gesinnung repräsentieren?
    Ich kann Ihnen versichern, nicht nur aus dem Munde Martin Luthers, dem wir unsere heutige deutschsprachige Korrespondenz verdanken, nicht nur aus seinem Munde kam auch (!) eine Menge dummes und menschenfeindliches weil rassistisches und diskriminierendes Zeug, für das heute jeder andere sofort vor dem Richter und im Knast landen würde ….

    Allerdings die Adresse desjenigen, der Ihnen sagt, dass gerade Ihr Standpunkt der richtige sei, um die ich gebeten hatte (falls ich mal Bedarf der Absicherung benötige) haben Sie auch hier nicht beigelegt, vielleicht dann eben später mal?

  13. Die Diskussion ist zwar schon abgeschlossen, aber da ich nun das verborgte Buch wieder habe, habe ich also nachgeschaut. Wie erwähnt, in dem Buch „Erbarmen“ von Ina Prätorius:
    Seite 31 „Die historisch-kritische Sicht der Bibel“

    „Um zu verstehen, was Paulus meint, ist es, so lernten wir, wichtig zu wissen, dass die junge enthusiastische christliche Gemeinde im Thessaloniki des ersten Jahrhunderts damit rechnete, der auferstandene und zum Himmel gefahrene Jesus Christus werde schon bald wieder auf die Erde zurückkehren und eine völlig neue Lebensordnung einführen. In diese erwartungsvolle Situation hinein rät der Apostel den Leuten, vernünftig zu sein und vorerst ihr Leben weiter zu führen, wie sie es gewohnt sind. Der Satz lässt sich also sinngemäß so verstehen: ‚Nur wenn ihr füreinander sorgt wie bisher, ist euer Überleben gesichert.'“

    Mir gefallen beide Auslegungen. Wer sich mittels anderer schamlos bereichert, soll auch nicht essen, während die anderen hungern.

    1. @onlinemeier
      >“Nur wenn ihr füreinander sorgt wie bisher, ist euer Überleben gesichert.’““Nur wenn ihr füreinander sorgt wie bisher, ist euer Überleben gesichert.’“<

  14. Die Definition des Arbeitsbegriffes von Paulus ist eine ganz andere als die des kapitalistisch orientierten Industriezeitalters. Die meisten gehen wohl davon aus, dass Paulus, wenn er von Arbeit spricht, seine nur ein einziges mal im NT erwähnte Tätigkeit als Zeltmacher anspricht (Apg. 18,3). Es ist gar nicht mal sicher, ob der griechische Text zwingend „Zeltmacher“ meint, aber davon abgesehen gäbe es so manche Widersprüche, wenn man Paulus Arbeitsbegriff rein auf den Erwerb des täglichen Lebensunterhaltes interpretiert. In 1. Korinther 4,11-12 erwähnt er z.b. dass er einerseits sich mit eigenen Händen arbeitend abmüht, aber dennoch nackt, hungrig und durstig ist. Sollte er damit meinen, dass pausenlos Zelte näht, aber sie nicht verkauft bekommt ? Wohl kaum. Er redet von seiner Tätigkeit als Prediger, die er ohne Gegenleistung tut, obgleich er, wie er sagt, ein Recht auf Gegenleistung hätte. Dies sagt er direkt vor der Aussage die das Thema des Artikels ist (2. Thessalonicher 3,9). Liest man nur diese Stelle, scheint seine Aussage aus der Luft gegriffen zu sein, aber im Zusammenhang mit 1. Korinther Kapitel 9 verstehen wir, dass er einen Sachverhalt aus dem Gesetz Mose aufgreift. In diesem Kapitel vergleicht er nämlich die Tätigkeit der Verkündung des Evangeliums mit dem priesterlichen Gottesdienst der aaronitischen Tempelbeamten. In Vers 14 kommt er dann zu dem Schluss : „Also hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, verordnet, vom Evangelium zu leben.“. Und dann in Vers 15 fügt er an, dass er von diesem Recht keinen Gebrauch machte.

    In 2. Thessalonicher 3 sagt Paulus ja auch weiter, dass wer unordentlich wandelt, also nicht entsprechend dem Willen des Herrn an der Auferbaung des Leibes Christi mit wirkt und doch trotzdem in der Stille arbeitend und eigenes Brot essen soll. Also „wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“, sondern in Stille arbeiten und eigenes Brot essen. Nach herkömmlichen Verständnis ist diese Aussage widersprüchlich, denn er sagt ja keineswegs, dass wer nicht arbeiten will verhungern soll und schon gar nicht, dass er auch kein Wohnrecht oder Existenzrecht hätte. Diese scheinbar widersprüchliche Aussage kann eigentlich nur erklärt werden, wenn Paulus hier mit diesem und jenem Essen sich auf die gemeinsame Teilhabe am Abendmahl bezieht statt auf den bloßen Verzehr von Nahrung. Wer also nicht entsprechend dem WIllen des Herrn arbeitet, hat kein Recht vom Abendmahl zu nehmen. In 1. Korinther 11 erklärt Paulus, dass man sehr wohl der Teilnahme am Abendmahl unwürdig sein kann und dass eine unwürdige Teilnahme sogar gefährlich ist, weil man sich damit des Leibes und Blutes des Herrn schuld macht.

    Es ist also wichtig am Aufbau des Leibes Christi mit zu wirken (arbeiten) und nicht seine von Gott gegebenen Gaben und Lebenskraft in Scheinarbeit und nutzlose Tätigkeit zu vergeuden. Eine Arbeit die also rein auf den Erwerb des eigenen Lebensunterhaltes und persönlicher Bereicherung gerichtet ist steht dem Aufbau der Gemeinde sogar entgegen und die Erwirtschaftung von Geldvermögen garantiert noch lange kein Aufbau der Gemeinde und ersetzt nicht die konkreten Tätigkeiten die Paulus als Beispiel nennt (Epehser 4,11 ; 1. Korinther 12,28).

    Paulus nachzuahmen (2. Thessalonicher 3,7) kann also nicht bedeuten, sich Paulus den Zeltmacher als Vorbild zu nehmen, sondern Paulus den Apostel.

    Zu vielen Missverständnissen sorgen die Übersetzungen, weil sie einerseits 2 griechische Begriffe durcheinander würfeln und einen davon mal so und mal so übersetzt. Das sind die griechischen Wörter „kopiaO“ (sich abmühen) und „ergazomai“ (arbeiten, wirken) und dessen Substantiv „Ergon“ (Arbeit, Werk). Daneben steht das Substantiv „Werk“ (Ergon) oft in Verbindung mit dem griechischen Wort „poieO“ (machen, tun). Die Bibel unterscheidet ja auch durchaus nicht nur zwischen Werken und fehlenden Werken, sondern auch auch guten und bösen Werken.

  15. Wesentlich beim oft genannten Paulus Zitat das kleine aber wichtige Wörtchen „will“ . Es heißt, wer nicht arbeiten WILL, soll auch nicht essen. . . .

    1. also dann sind die da schon mal rausgenommen, die wegen Alter, Krankheit oder Behinderung nicht arbeiten können.

      1. Hm, sind sie das: ausgeschlossen?
        Oder ist das nur eine gedachte Konsequenz, weitab der tatsächlich oft zu mässig oder nicht geprüften Lage,
        und
        wer bitte „schliesst sie von diesem Makel samt Folgen aus“, schützt sie real vor dem Makel, nicht zu arbeiten?

      2. Michaela Lusru,

        ich bezog mich doch auf das Bibelzitat:

        „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“

        ich dachte an die armen hilflosen, die ich da aufgeführt habe!

        Aber jemand hat mal richtig nachgeschaut und richtig zitiert:

        „wer nicht arbeiten will,
        soll auch nicht essen!“

        also sind die von mir erwähnten Personen von der Sünde nicht zu arbeiten befreit und dadurch von denen die nicht essen dürfen ausgenommen!

        So habe ich das verstanden!

  16. Guten Tag!

    Das Zitat wird oft sogar falsch zitiert (…nicht nur interpretiert).

    Original: „…nicht arbeiten will, soll…“
    Fake: „…nicht arbeitet, soll…“

    Wer das Wörtchen „wollen“ übersieht/überliest, ist schon Zweiter!
    Zweiter im Verstehen & Begreifen & Erkären.

    lg vom Scheibtisch
    UZ

    1. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, ich dachte es heißt, wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Arbetislose und Hartz4ler wollen ja arbeiten, sie bekommen nur keine!

      1. In der Antike, als dieser Text entstand, gab es ja nicht in dem Sinne wie heute Arbeitsplätze, die man besitzen musste, um „arbeiten“ zu können. Wer arbeiten wollte, konnte auch arbeiten, zum Beispiel in der Gemeinde mithelfen. Von daher war „wer nicht arbeitet“ und „wer nicht arbeiten will“ mehr oder weniger identisch.

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