KMU: Das haben wir uns selbst eingebrockt

Nach der Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung streiten sich die kirchlichen Leute, wenn ich es richtig verstehe, nun darüber, ob die Leute aus der Kirche austreten, weil sie säkularisiert sind, also mit Religion und Glauben nichts mehr am Hut haben, oder weil sie auf andere Weise (als christlich-kirchlich) religiös sind. Meiner Ansicht nach ist beides richtig, aber beides auch schon vorbei.

Der so genannte „Säkularisierungsschub“ war nie einer, sondern nur die Folge einer selbst-Fundamentalisierung des Christentums nach der Aufklärung: Die Welt übernahm Prinzipien von Vernunft, individueller Freiheit, wissenschaftlicher Analyse, Demokratie, die Kirche stemmte sich dagegen (ohne Not eigentlich) und SCHUF damit überhaupt erst die Bedingungen für das Auseinanderdriften von Christlichkeit und dem Rest der Gesellschaft, den sie als „SÄKULAR“ verunglimpfte.

Aber der Rest der Welt blieb lange so fromm wie eh und je, nur dass sie sich nun Wege jenseits der Kirche suchte. Im 20. Jahrhundert nun fiel das endlich auch den Theologen auf, und sie warfen ihre Säkularisierungsthese über Bord und entdeckten plötzlich überall religiöse Dinge (manchmal selbst da wo gar keine waren).

Allerdings war das schon zu spät, denn nachdem die Theologen den Menschen ein paar Jahrhunderte eingeredet hatten, dass sie Ungläubige waren und ihnen unterstellten, sie würden als außerkirchlich Glückliche keine Werte, keine Moral etc. haben, entwickelte sich das als Self Fulfilling Prophecy. Wenn man etwas lange genug behauptet, richtet sich die Realität irgendwann danach.

Das ist wieder ein schönes Beispiel für eine schon ältere These von mir, nämlich dass in der (evangelischen) Kirche immer alles Sinnvolle mit leichter, aber entscheidender Verspätung diskutiert, nämlich in dem Moment, wo es bereits vorbei ist und nichts mehr nützt.

Und was jetzt tun? Inzwischen (schon seit 2,3 Jahrzehnten) müssten wir also zwei unterschiedliche Dinge tun, um das Evangelium zu verkünden. Wir müssten dessen Werte wieder bewerben, und wir müssen für die Institution Kirche werben. Und stehen dabei vor dem (selbst geschaffenen) Problem, dass beides miteinander nicht gut zusammenpasst, wenn nicht gar unvereinbar ist.

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