Frage an die Atheist*innen hier: Wie kann man ohne das Konzept einer Schöpfung die Gleichheit aller Menschen behaupten? Warum Menschen als „Gleiche“ betrachten, wenn sie es doch offensichtlich nicht sind? Also: woher kommt die Autorität dieser Behauptung, wenn da kein „Gott“ ist?
Also erst mal steht in der Bibel nicht, alle Menschen wären gleich.
M.E. ist der zentrale Satz: „Gott schuf den Menschen zu seinem Ebenbild, männlich wie weiblich.“
Ebenbild Gottes war üblicherweise der Herrscher. Gott war in Babylon (u.a.) die Sonne, im Schöpfungstext: Das große Licht. Die ersten Zuhörer dürften sich m.E. gefreut haben, als sie hörten: Gott schuf das „große Licht und das kleine Licht“. Ich würde wetten, dass viele von den Juden im Exil heimlich dachten: Und Du, babyloniswcher König bist das Ebenbild – der großen Lampe am Himmel. (Unmengen an gedachten Smilies.)
Wenn alle Menschen (trotz patriarchaler Zeit: unabhängig vom Geschlecht!) Gottes Ebenbilder sind, dann hat das was mit ihrem selbstbewusstsein gegenüber anderen Herrschern zu tun.
Gleichwertig, aber grade die (m.E. nicht abschließende) Aufzählung von „männlich und weiblich“ zeigt doch, dass die Menschen gerade nicht gleich sind.
Aber zurück zur Frage.
Die ethischen Konzepte sehen eine ganze Reihe Modell für Gleichwertigkeit vor.
Eines, an das ich mich aus Peter Singers Darstellung in seiner praktischen Ethik zu erinnern glaube, ist der Egoismus (aber das ist lange her).
Es ist mein ureigenstes Interesse, als gleich(wertig) betrachtet zu werden, schon allein, um mich nicht als letzter in der langen Rangfolge wieder zu finden. Und auch nicht als vorletzter.
Gut, wenn ich stark genug bin, kann ich alle anderen auf ihre Plätze verweisen. Aber das bedeutet, auch immer stark genug zu bleiben. Wenn ein Stärkerer kommt, hätte ich Pech gehabt.
Habe ich mich aber für ein Konzept eingesetzt, das von Gleichwertigkeit ausgeht, kann ich nicht zu weit hinten runter fallen. Sofern genügend andere das Konzept teilen.
Ansonsten könnte man in Wikipedia Anregungen holen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichheit#Geschichtliche_Entwicklung
Aristoteles und Plato haben z.B. drüber nachgedacht.
Thomas Hobbes geht von der Natur aus.
Peter Singer ist mir nicht ohne Grund eingefallen, weil der Utilitarismus ein wichtigesd Moment ist und z.B. in der französichen Revolution war. Und Peter Singer ist nun mal ein Vertreter des Utilitarismus.
Kant leitet den Gleichheitsgedanken aus dem Begriff der Freiheit ab. (Sagt Wikipedia.)
Hilft Dir das weiter?
Apropos: Warum sollen Nicht-Atheisten nicht etwas zu atheistischen Konzepten sagen können?
Der Theismus muss durch den Pantheismus ersetzt werden. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).
Sozialer Konsens
Gegenfrage: Woher kommt die Autorität der Behauptung, /wenn/ da ein Gott ist? Behaupten lässt sich bekanntlich vieles. Es kommt aber darauf an, ob das, was da behauptet wird, auch wahr ist. Und „xy hat es gesagt“ verbürgt noch lange keine Wahrheit — selbst wenn xy einen grandiosen Namen hat. Was hilft da das beschworene Konzept einer Schöpfung? Die Schöpfung (wenn man daran glauben will) ist äusserst heterogen: unbelebte Materie, fühllose Vegetation, dumme Tiere und uns Personen, heisse Vulkane, kalte Gletscher, fester Fels, flüssiges Wasser, Luft, laue Sommerabende und verheerende Stürme, Seuchen und Heilpflanzen, Nutztiere und Schädlinge — Ungleichheit, wohin man blickt! Warum sollten die Menschen nicht auch als Ungleiche geschaffen sein?
Und: Sind sie es denn nicht? — Das ist Ihr zweiter Fehler: Sie setzen die vermeintliche ‚Autorität‘ einer Behauptung voraus und fragen dann rhetorisch, wie sie dazu komme, wenn gewisse metaphysische Prämissen nicht gedeckt seien, schliessen also auf die Ihrer Weltsicht nach beste Erklärung.
Das ist ungefähr so, wie wenn man fragte: „Wie könnte 2 + 2 = 5 sein, wenn der Mond nicht aus Pudding wäre?“ Nun, 2 + 2 ist nicht 5 und der Mond nicht aus Pudding, und selbst wenn es anders wäre, hätte das nichts mit einander zu tun.